Entwicklungskonzept für die Gemeinde Stephanskirchen (Strukturanalyse)

Entwicklungskonzept für die Gemeinde Stephanskirchen (Strukturanalyse)

Grußwort: „Um Ziele erreichen zu können, müssen sie zuvor bekannt sein“. - So einfach und richtig diese Aussage auch sein mag, so oft bleibt sie leider auch in Gemeinden unbeachtet.

 

Aus diesem Grund entwickeln sich Gemeinden recht unterschiedlich. Während sich viele Kommunen eher zufällig, als Folge einer Aneinanderreihung von Einzelentscheidungen verändern, versuchen andere, ihre Entwicklung gezielt zu planen. Bei genauerem Hinsehen ist in zahlreichen Orten der Zufall der wesentlich verbreitetere Baumeister. Das ist verhältnismäßig leicht zu erklären:

 

Zum einen hängt die Entwicklung einer Gemeinde von sehr vielen unterschiedlichen, sich ändernden Einflüssen ab. Nicht alle lassen sich planen und vorhersehen. - Zum anderen sitzen in einer Kommune der gesamte Gemeinderat plus Bürgermeister als Entscheider zeitgleich an einem gemeinsamen Steuer; Wenn es in dieser Situation versäumt wird, sich während der „Reise“ auf eine Grundrichtung zu einigen, kommt es zum oft beobachteten Zick-Zack-Kurs mit ungewissem Ziel. Entsprechend wurde es in vielen Kommunen zur gängigen Praxis, im alltäglichen Sitzungsleben lediglich von Fall zu Fall, von Antrag zu Antrag und von Tagesordnungspunkt zu Tagesordnungspunkt zu entscheiden. Demgemäß entwickeln sich solche Gemeinden – von Fall zu Fall – ohne „roten Faden“ und im schlimmsten Fall auch noch verdeckt durch parteitaktische und persönliche Interessen gesteuert. Das Ergebnis ist notwendigerweise unvorhersehbar, zufällig und im Nachhinein schwer zu erklären.

 

Um ein solches „in die Zukunft stolpern“ zu vermeiden, ist es notwendig, sich zeitweise vom Alltag und seinen Einzelentscheidungen zu lösen, um eine Grundrichtung oder ein sogenanntes Leitbild zu erarbeiten. Das hier vorliegende Werk ist das Ergebnis vielfältigster Überlegungen. Es wurde innerhalb eines Jahres unter Beteiligung vieler unterschiedlicher Menschen erarbeitet. Neben zahlreichen Gesprächen mit diversen Bevölkerungsgruppen, Projektgruppensitzungen und einem ganztägigen Workshop gab es auch eine gemeindeweite Umfrage und eine Bürgerversammlung.

 

Sehr herzlich bedanken möchte ich mich…

 

? beim beauftragten Planungsbüro, dem Studio Urban Catalyst aus Berlin, welches diesen Prozess begleitete und durch den „Blick von außen“ bereichert hat

 

? namentlich bei den Gemeinderäten Karl Mair, Marit Sievi, Herbert Bauer und Toni Forstner für ihre konstruktive Mitarbeit in der Projektgruppe, aber auch beim gesamten Gemeinderat, der das Ergebnis für unsere Kommune geerdet und einstimmig beschlossen hat

 

? bei Rudolf Finsterwalder, der uns als Gemeindebürger und Architekt umfangreich unterstützt hat und wertvolle Impulse gab

 

? bei meinen Mitarbeitern im Rathaus, die die Mehrarbeit klaglos und engagiert erbracht haben und nicht zuletzt

 

? bei den zahlreichen Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürgern, die sich beteiligt und ein solch breites Meinungsbild erst möglich gemacht haben!

 

 

Rainer Auer

1. Bürgermeister

 

 

 

 

 

 Strukturanalyse

 

 

Leitbild:

Wegweiser für unsere Gemeinde

 

Einstimmig hat der Gemeinderat in seiner Oktober-Sitzung ein sechs Punkte umfassendes Leitbild für Stephanskirchen beschlossen.

 

Befragt wurden vorher Stephanskirchener und Stephanskirchenerinnen aus nahezu allen Bevölkerungsschichten: Jugendliche und Eltern ebenso wie Senioren oder auch Vertreter aus Wirtschaft und Landwirtschaft. Außerdem gab es einen ganztägigen Workshop, mehrere Arbeitstreffen einer Projektgruppe, bestehend aus Gemeinderäten und Verwaltung, eine gemeindeweite Bürgerumfrage für den Ortskern von Schloßberg und eine spezielle Bürgerversammlung zum Thema Haidholzen Süd-Ost. Durch alle diese Gespräche und Meinungen schälten sich immer deutlicher Grundstimmungen, Grobziele und in der Folge ein Leitbild heraus.

 

In der Oktobersitzung legten die beauftragten Fachplaner dem Gremium nun ein Entwicklungskonzept mit sechs Zielen für Stephanskirchen vor, das in den nächsten Wochen in Form einer Dokumentationsbroschüre noch im Detail ergänzt und verabschiedet wird.

 

Einstimmig erkannten die Ratsmitglieder das Stephanskirchener Entwicklungskonzept mit den definierten Zielen an. Erstmals wird die Gemeinde damit ein klares Leitbild erhalten, das „einen Kompass für die weitere Arbeit darstellt“.

 

Die Ziele umfassen konkret folgende sechs Kernbereiche:

 

1 Vernetzte Kulturlandschaft

Die Landschaft ist unsere wichtigste Ressource, jedoch steht sie unter erheblichem Entwicklungsdruck: Mit Flächen schonender Siedlungsentwicklung und Förderung traditioneller Landwirtschaft wollen wir unsere Kulturlandschaft erhalten. Mit neuen Grünverbindungen wollen wir dem steigenden Bedarf an Freizeitnutzungen gerecht werden.

 

2 Eigenständige Ortsteile, lebendige Zentren

Stephanskirchen zeichnet die Vielfalt an Ortsteilen aus, die wir in ihren besonderen Eigenschaften stärken wollen. Anstelle ein Zusammenwachsen durch neue Siedlungen an den Ortsrändern zuzulassen, wollen wir die bestehenden Ortsstrukturen verdichten:

 

? Baulücken füllen und zu wenig genutzte Gebäude zur besseren Nutzbarkeit umbauen

? Angebote für Kultur und Gastronomie fördern

? neue Anforderungen an den Einzelhandel stärker berücksichtigen

 

? die Ortskerne auch als attraktive Wohnorte gestalten

 

3 Individuelles Wohnen

Das Einfamilienhaus als Wohnform entspricht nicht mehr ausschließlich unseren Anforderungen. Wir wollen deshalb in Zukunft:

 

? den Landschaftsverbrauch reduzieren und die Dichte erhöhen

? bezahlbare Wohnformen anbieten

? Wohnen mit Arbeitsplätzen, Nahversorgung und Bildung enger verzahnen

? stärker auf die Wohnbedürfnisse unterschiedlicher Generationen eingehen

 

? energetisch kompakte und örtlich verankerte Bauweisen fördern

 

4 Lokal wirtschaften

Stephanskirchen prägt eine in den Ortsteilen verwurzelte Unternehmensstruktur, die ohne große Gewerbegebiete an Ortsrändern auskommt. Auch in Zukunft wollen wir:

 

? Produktion und Verbrauch vor Ort fördern (lokale Wertschöpfungskreisläufe)

? unabhängige Energieversorgung unterstützen

? bestehende Flächenpotentiale für Gewerbe besser ausnutzen und landschaftsverträglich

   weiterentwickeln

? die bestehende Versorgung in den Ortsteilen stärken

 

5 Mobil in die Zukunft

Stephanskirchen profitiert von seiner guten, verkehrstechnischen Anbindung. Jedoch wird der starke Individualverkehr zunehmend zur Belastung. Wir wollen in Zukunft unsere Mobilität nachhaltiger ausrichten mit:

 

? der Förderung von kurzen Wegen zwischen Wohnen, Arbeit und Versorgung

? nutzerfreundlichen ÖPNV-Systemen

? alternativen Mobilitätskonzepten

? attraktiven Grünverbindungen und öffentlichen Plätzen

 

6 Lebenswert 2025

Der Prozess der Überalterung unserer Gesellschaft ist eine gesamtdeutsche Entwicklung, trifft aber auf unsere Gemeinde in besonderem Maße zu. Wir werden auf die Bedürfnisse älterer Bürger eingehen, aber uns auch darum kümmern, für junge Bevölkerungsschichten attraktiver zu werden. Dazu sind Bildungseinrichtungen, bezahlbare Wohnformen und Räume zur Gestaltung eigener Ideen (z.B. Räume für Vereine, Jugendhaus, Bauplätze für Baugruppen) notwendig.

 

 

Und so geht’s weiter:

 

Für den Schwerpunktbereich „Schloßberg-Ortszentrum“ ist in einer der nächsten Sitzungen geplant, eine weiterführende städtebauliche Studie in Auftrag zu geben.

 

Grundsätzlich aber gilt zum Thema „Leitbild“:

Die Umsetzung sämtlicher Vorhaben ist in jedem Fall als dauerhaft angelegtes und fundiertes Projekt für Stephanskirchen zu verstehen, das die gemeindliche Entwicklung für die kommenden Jahrzehnte als „Wegweiser“ maßgeblich mitbestimmen wird.

 

 

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