Das Problem ist hinreichend bekannt: Schloßberg und Gehering gehören bisher zu den Stephanskirchener Gemeindeteilen, die besonders unter massivem Autoverkehr leiden. Bis zu 12.000 Fahrzeuge rollen hier täglich durch! Vom Charakter her haben wir aber eigentlich ein Dorf - Wohnhäuser, Schule, Bücherei, Kindergarten, Geschäfte, Kirche, Landwirtschaft und Rathaus reihen sich auf beiden Seiten entlang der Salzburger Straße. Die Staatsstraße durchschneidet den Ort brutal. Von einer Seite sicher auf die andere zu gelangen – oft ein Geduldsspiel und nicht selten gefährlich.
In der Vergangenheit gab die Straßenverkehrsordnung den Kommunen wenig Spielräume für die Einrichtung von Tempo 30. Schon lange sorgt das für Proteste. Insgesamt 1.130 Kommunen haben sich der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten" angeschlossen, auch Stephanskirchen ist dabei. In diesen Kommunen leben über 40 Millionen Menschen. Das Umweltbundesamt hat schon 2016 Informationen zu „Wirkungen von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen“ herausgegeben. Nun wurden endlich im Oktober 2024 die Weichen neu gestellt, und die Sicherheit erhält in der StVO einen deutlich höheren Stellenwert. Zum Glück versucht unsere Gemeindeverwaltung nun sehr schnell, das umzusetzen und erwägt, eine streckenbezogene Anordnung von Tempo 30 auf der Salzburger Straße zu beantragen. Im Umwelt- und Verkehrsausschuss und im Gemeinderat wurde inhaltlich diskutiert und schließlich mit klarer Mehrheit zugestimmt, sich dieses Themas weiter anzunehmen. Warum bin ich dafür?
Langsamerer Verkehr ist sicherer
Wer viel zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, kann es bestätigen: Auf Strecken, an denen Tempo 30 angeordnet ist, geht es meist deutlich entspannter zu als dort, wo 50 km/h erlaubt sind. Allen Verkehrsteilnehmenden bleibt mehr Zeit, den Verkehr zu überblicken. Abbiegen, Einfädeln, Überqueren - alles Abläufe, die statistisch häufig zu Gefahrensituationen oder gar Unfällen führen. Je geringer die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Verkehrsarten sind, desto seltener kommt es zu kritischen Momenten. Auf Basis dieser Erkenntnis müssen seit April 2023 Fahrzeuge über 3,5 Tonnen mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen, wenn mit Fuß- oder Radverkehr zu rechnen ist. Wie viel sicherer könnten unsere Kinder, Menschen mit Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigungen, Seniorinnen und Senioren zukünftig im Ortskern unterwegs sein!
Langsamerer Verkehr ist leiser
Anwohner von 30er-Straßen (von denen es im Gemeindegebiet sehr viele gibt) wissen längst, dass langsamere Autos deutlich weniger Lärm produzieren. Auch wenn der Trend zu immer größeren, schwereren Autos mit immer breiteren Reifen geht, die ohnehin mehr Roll- und Windgeräusche machen, ist hier eine spürbare Verbesserung möglich, die noch dazu nichts kostet. Wieviel ruhiger und schöner könnte man zukünftig auf dem Rathausplatz ein Eis oder eine Halbe genießen!
Langsamerer Verkehr ist oft flüssiger
Es gibt wenige Tageszeiten, in denen man mit dem Auto die Salzburger Straße tatsächlich mit konstant 50 km/h befahren kann. Stau, Ampeln, haltende Busse, querende Fußgänger – das alles zwingt immer wieder zum Bremsen. Dann muss erneut hochbeschleunigt werden, nur um kurz darauf wieder abzubremsen. Unnötiger Lärm, Spritverbrauch und Bremsabrieb sind die Folgen. Das würde sich bei Tempo 30 oft vermeiden lassen. Unterm Strich wäre man meist nicht langsamer, aber gleichmäßiger unterwegs.
Insgesamt würde das Miteinander im Verkehr sicher besser, das ist meine Überzeugung und deshalb bin ich dafür. Nun kann man nur hoffen, dass die übergeordneten Behörden auch so schnell in der Umsetzung der neuen Rechtslage sind!
Frank Wiens
Radverkehrsbeauftragter der Gemeinde Stephanskirchen
08036 / 303 80 60